Sie gehörte zu den neuen Geschöpfen Gajas. Täglich wanderten wir gemeinsam an einen anderen Ort und sie verbrachte dort geduldig den Tag und freute sich, wenn ich sie am Abend wieder mit nach hause nahm.
Die Göttin der Erde wurde früher Gaja genannt. Die Menschen dachten die Erde sei ein einziges riesiges Lebewesen, das aus Erde, Wasser, Pflanzen, Menschen, Tieren, Insekten, Algen und Felsen besteht. Alles sei ein Teil von ihr und werde nötig gebraucht, um sie im Gleichgewicht zu halten. So sind die Wälder die Lunge der Erde, die unsere Atemluft produziert. Im Augenblick verhält sich die Menschheit nicht so, dass sie zum Gleichgewicht Gajas beiträgt. Eher gleicht die Menschheit einem wuchernden Krebsgeschwür und Gaja kämpft mit Fieber dagegen an und provoziert Stürme, Überschwemmungen und Klimaveränderung. So stand es in dem beigelegten Notizbuch zu lesen und Orenia sollte die vorbeikommenden Passanten zum Nachdenken anregen. Im Begleitbuch konnten die Betrachter ihre Eindrücke niederschreiben, was sie auch gerne und zahlreich taten. Orenia fand Zuspruch in der Presse und sogar in einem kleinen Radio-Beitrag von SWR4.
Am 3. Oktober endete ihre Wanderschaft und ich freue mich mitteilen zu dürfen, dass sie trotz ihrer fragilen Bauart keinem Vandalismus zum Opfer gefallen ist. Leider hat ihr Wind und Regen derart zugesetzt, dass sie ihre letzten Tage lieber im warmen und trockenen Keller verbringt.
Einblicke
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