Warum gerade Spatzen?
Laut Überlieferung sollten einmal während des Ulmer-Münster-Baus (1377) Ulmer Zimmerleute recht erfolglos versucht haben mit einer Wagenladung Langholz durch ein Ulmer Stadttor zu gelangen. Trotz aller Mühe und Anstrengungen sahen sie bald keinen anderen Ausweg mehr, als die langen Holzbalken in mehrere kleinere Stücke zu sägen. Wobei sich dabei aber das Problem ergeben würde, dass die Balken dann für den vorgesehenen Münsterbau nicht mehr zu gebrauchen wären. Intelligenter Weise hatten die Handwerker ihre Fracht nicht längs des Wagens aufgeladen, sondern quer. So kollidierten sie natürlich rechts und links des Tores mit der Stadtmauer.
Ein Spatz, der gerade zum Nestbau einen langen Strohhalm im Schnabel trug und damit durch eine Schießscharte wollte, hatte das selbe Problem. Er löste es, indem er den Strohhalm nun längs durch die Öffnung zog. Das hatte einer der Zimmerleute beobachtet und so erkannten auch sie, wie sie ihr Problem ohne die Holzbalken abzusägen lösen konnten.
Aus den Ulmer Bürgern wurden als Schimpfwort die "Ulmer Spatzen", da sie ja dümmer als ein Spatz seien. Der Ulmer Spatz wurde allmählich zum Wahrzeichen von Ulm und ist auf dem Dachfirst des Ulmer Münsters mit seinem Strohhalm im Schnabel zu sehen. Aus dem ehemaligen Schimpfwort wurde im Laufe der Zeit fast ein Kosenamen, und wenn man heute jemanden als Ulmer Spatz bezeichnet, so deutet das liebevoll darauf hin, dass er ein Ulmer ist oder von dort stammt.